Fragen
Wie ist Modular Design entstanden?
Das Konzept des Modular Designs hat sich im Laufe der Zeit entwickelt, es ist das Ergebnis einer gemeinsamen Anstrengung vieler Teammitglieder bei strichpunkt. Wir haben im Laufe der Jahre festgestellt, dass es immer wieder Probleme im digitalen Bereich gab. Früher war es so, dass wir das Brand Design entwickelt haben, und wenn es dann zu den Digitalteams kam, gab es oft Unstimmigkeiten. Das war nicht nur bei strichpunkt so, sondern auch schon in meiner Zeit bei Meta.
Besonders seit dem Aufstieg des iPhones im Jahr 2007 hat sich die Digitalisierung massiv ausgebreitet. Da wurde deutlich, dass es nicht mehr funktioniert, das Design erst zu entwickeln und dann für digitale Anwendungen anzupassen. Wir haben erkannt, dass es einfacher ist, das Design direkt im digitalen Kontext zu gestalten und es dann auf Print zu übertragen. Das klingt vielleicht banal, aber es war eine wichtige Einsicht.
Wir haben Modular Design also als Antwort darauf entwickelt. Es war ein kontinuierlicher Prozess, der nie wirklich abgeschlossen ist. In jedem Projekt lernen wir dazu und finden Möglichkeiten, den Ansatz zu verbessern. Es ist mehr ein Denkmodell als ein festgelegter Prozess, und wir sind immer bestrebt, unsere Herangehensweise zu hinterfragen und neu zu überdenken. Das hält den Designprozess flexibel und anpassungsfähig, was in der schnelllebigen digitalen Welt unerlässlich ist.
Wie ist der Prozess von Modular Design?
Der Prozess bei Modular Design folgt im Großen und Ganzen einem ähnlichen Rahmen wie der allgemeine Branding-Prozess. Es gibt verschiedene Modelle wie den Double Diamond, aber letztendlich führen sie zu ähnlichen Schritten. Zunächst einmal ist es entscheidend, die Marke gründlich zu verstehen, unabhängig davon, ob es sich um Modular Design handelt oder nicht. Man muss die Herausforderungen verstehen, wissen, warum etwas nicht funktioniert oder warum Veränderungen notwendig sind.
Im Groben gibt es eine Phase der Markenstrategie, in der wir die strategischen Grundpfeiler der Marke definieren. Dies ist wichtig, um während des gesamten Prozesses darauf Bezug nehmen zu können. Dann geht es speziell im Corporate Design Strang darum, das Design-Grundsystem zu entwickeln, das insbesondere einen starken Fokus auf digitale Anwendungen legt. Nach der Entscheidungsfindung geht es in die Implementierung, bei der das entwickelte Design angewandt wird.
Ein weiterer Schlüsselaspekt ist die Vermittlung des Designs, um sicherzustellen, dass alle Anwender das Verständnis für die Umsetzung haben.
Welche Phasen gibt es beim Modular Design?
Der Prozess lässt sich grob in fünf Phasen unterteilen: Verständnis der Marke, Markenstrategie, Entwicklung des Design-Grundsystems, Implementierung und Vermittlung. Jede Phase ist entscheidend, und wir sind stets darauf bedacht, den Prozess in jedem Projekt zu optimieren und anzupassen.
In dieser Analysephase betrachten wir bestehende Elemente und identifizieren die Kernmodule. Wir schauen, welche bereits stark und effektiv sind und als Grundlage dienen können.
Die Strategiephase berücksichtigt Module und Design nur bedingt. Es geht darum, die strategischen Grundpfeiler der Marke zu definieren und darauf aufzubauen.
Die Designphase ist entscheidend und fokussiert darauf, ein Look and Feel zu entwickeln. Hier legen wir Grundpfeiler für die Modularität fest und denken bereits digital, um sicherzustellen, dass das Design funktional einsetzbar ist.
In der Implementierungsphase spielt die Modularität eine große Rolle. Wir testen das Design in verschiedenen Prototypen und stellen sicher, dass es in der praktischen Umsetzung flexibel und effizient ist.
Die letzte Phase beinhaltet die didaktische Vermittlung des modularen Systems. Wir erklären, wie das System funktioniert, betonen die Flexibilität, ermutigen dazu, Module nach Bedarf zu verwenden, und verdeutlichen, dass nicht alle Module zwingend genutzt werden müssen.
Der Prozess ist im Wesentlichen linear, wobei gelegentlich Iterationen auftreten können, insbesondere wenn während der Designphase festgestellt wird, dass Anpassungen in der Strategie erforderlich sind. Es ist wichtig, zuerst zu verstehen und zu denken, bevor das eigentliche Gestalten beginnt, wodurch ein effektiver und flexibler Prozess gewährleistet wird.
Welche Kernmodule gibt es beim Modular Design?
Kernmodule beim Modular Design beziehen sich auf die Grundelemente, vergleichbar mit den Atomen im Atomic Design-Konzept. Diese Elemente bilden die Basis, aus der wir Objekte zusammensetzen können, die wiederum wiederverwendet werden können. Wenn wir in Richtung Atomic Design denken, bezieht sich das auf die grundlegenden Bausteine, die dann zu größeren Strukturen kombiniert werden.
Im Bereich des Brandings betrachten wir diese Grundatome über das gesamte Spektrum. Klassische Beispiele für Kernmodule sind das Logo, Farben, Typografie und gestalterische Prinzipien. Zusätzlich spielen Motion-Prinzipien und Interface-Elemente eine entscheidende Rolle. Icons sind ebenfalls ein wesentlicher Bestandteil, der nicht nur im digitalen Bereich, sondern auch im Print oder in einem Messestand-System Verwendung finden kann.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Anforderungen an diese Grundmodule überall vorhanden sind, jedoch in verschiedenen Kontexten unterschiedlich ausgeprägt sein können. Zum Beispiel können Icons im digitalen Bereich stark benötigt werden, während sie im Print ebenfalls sinnvoll eingesetzt werden können. Illustrationen dienen häufig dazu, Dinge zu erklären, insbesondere im Web, können aber genauso gut in gedruckten Broschüren eingesetzt werden.
Das Ziel ist es, eine nahtlose Nutzererfahrung an allen Touchpoints zu gewährleisten, sowohl im digitalen als auch im physischen Raum. Daher sind diese Kernmodule übergreifend und flexibel einsetzbar.
Was unterscheidet Modular Design von herkömmlichen Ansätzen?
Modular Design unterscheidet sich in verschiedenen Aspekten von herkömmlichen Ansätzen, insbesondere in der Art und Weise, wie wir in der Analysephase vorgehen und wie wir das Branding herausarbeiten.
Traditionell erfolgt die Analyse oft medienbasiert. Teams schauen sich einzelne Medien wie Broschüren oder Webseiten separat an und analysieren diese isoliert. Im Gegensatz dazu verfolgen wir einen modularen Ansatz bereits in der Analysephase. Wir betrachten die Grundelemente, die Atome des Designs, wie das Logo und die Farben, und analysieren, wie sie in verschiedenen Kontexten eingesetzt werden. Wir schauen uns nicht nur an, wie das Logo auf einer Webseite aussieht, sondern auch, wie es im Print, in 3D-Anwendungen, auf Produkten und sogar an Gebäuden wirkt.
Dieser Ansatz ermöglicht es uns, das Design als modulares System zu betrachten und zu verstehen, wie die Grundmodule in verschiedenen Medien und Kontexten wirken. Das verhindert den Fehler, verschiedene Designsysteme für verschiedene Medien zu entwickeln, und fördert eine kohärente und konsistente Markenpräsenz über alle Plattformen hinweg. Es ist also eine bewusste Abkehr von medienzentrierten Analysen hin zu einem ganzheitlichen, modularen Ansatz.
Wie wird Modular Design dokumentiert?
Die Dokumentation des Modular Designs erfolgt hauptsächlich über den Brand Hub. Dieser spielt eine entscheidende Rolle bei der Vermittlung und Erklärung des Systems. Es ist wichtig, das erstellte System gut zu erklären. Der Brand Hub dient als zentraler Ort für diese Dokumentation.
Wichtige Punkte dabei sind:
Guides und Tutorials: Bei der Erstellung von Guides, die Benutzer durch den Prozess führen, wird darauf geachtet, dass sie benutzerfreundlich und verständlich sind. Diese Guides werden getestet, um sicherzustellen, dass andere Personen problemlos damit arbeiten können.
Didaktik: Die Erklärungen sollten leicht verständlich sein. Wir achten darauf, dass die Dokumentation einfach und benutzerfreundlich ist.
Feedback: Wir holen Feedback ein, um die Dokumentation kontinuierlich zu verbessern. Durch Reviews mit Anwendern werden Probleme identifiziert und Lösungen gefunden, um die Nutzerfreundlichkeit weiter zu optimieren.
Technisch gesehen kann der Brand Hub mit verschiedenen Systemen umgesetzt werden. Die Wahl des Systems hängt davon ab, welches am besten den Anforderungen entspricht. Wir bevorzugen Open-Source-Systeme, um maximale Flexibilität zu gewährleisten. Dabei achten wir darauf, dass der Brand Hub selbst auf den Atomen und Molekülen der Marke basiert, um konsistent zu bleiben.
Was sind Design Guides im Kontext von Modular Design?
Design Guides im Kontext des Modular Designs sind sozusagen Regelwerke oder Leitfäden, die bestimmte Prinzipien und Vorgaben für das Design festlegen. Wir versuchen, diese Guides so wenig regelgetrieben wie möglich zu gestalten, setzen jedoch klare Leitplanken.
Obwohl wir versuchen, das Regelwerk einfach und benutzerfreundlich zu halten, ist es notwendig, bestimmte Aspekte zu erklären, wie die Verwendung von Farben und Schriftarten. Aktuell denken wir intensiv darüber nach, wie wir diese Guides noch benutzerfreundlicher gestalten können. Eine Idee ist, vermehrt auf Prompting zu setzen. In der Zukunft könnte es möglich sein, einfach einzugeben, dass man beispielsweise ein Poster gestalten möchte, und das System liefert daraufhin automatisch die benötigten Grundregeln und Empfehlungen, um ein herausragendes Poster zu erstellen.
Diese Entwicklung in Richtung Prompting würde bedeuten, dass Nutzer eher angeben, was sie erreichen möchten, und daraufhin automatisch die relevanten Designrichtlinien erhalten, anstatt selbstständig alle erforderlichen Informationen zusammensuchen zu müssen.
Was ist der Layout Creator?
Der Layout Creator ist eine Anwendung, bei der man angibt, was man möchte, und das Tool erstellt dann das entsprechende Design. Anders als die aktuell populären Generierungstechnologien wie Stable Diffusion und DALL·E, die auf Generierungsalgorithmen beruhen, arbeitet der Layout Creator mit einem mathematischen physikalischen Modell. Dieses Modell wurde von unserem Kollegen Andy entwickelt und nutzt Prinzipien wie den Goldenen Schnitt, um Designs zu bewerten und zu erstellen.
Der Layout Creator berechnet nicht nur Designs, sondern erlaubt es auch, bestimmte Regeln festzulegen. Das mathematische Modell berücksichtigt Prinzipien wie Anziehung und Abstoßung, um ein Design zu generieren.
Die Anwendung des Layout Creators spart Unternehmen wie der dhl Zeit und Geld, weshalb diese intensiv in die Technologie investieren. Durch die präzise Anwendung können schnell und effizient verschiedene Medien erstellt werden, ohne den üblichen Freigabeprozess durchlaufen zu müssen, wie es bei der Zusammenarbeit mit Agenturen der Fall wäre. Der Fokus des Tools liegt auf der direkten Anwendung, wodurch Benutzer auf einfache Weise Designs für verschiedene Medien erstellen können.
Verändert KI die Art und Weise, wir ihr Designprinzipien formuliert?
Die Entwicklung von KI hat sicherlich Einfluss auf unsere Designprinzipien, jedoch gehe ich nicht so weit zu sagen, dass dies den gesamten Branding-Prozess von Grund auf verändert. Es gibt jedoch eine wichtige Erkenntnis, dass Designsysteme am besten funktionieren, wenn sie einfach und leicht vermittelbar sind. Komplexe Designansätze können schwer zu vermitteln und in KI-Systemen zu integrieren sein.
Einfache und leicht verständliche Elemente sind oft wirkungsvoller als komplexe und anspruchsvolle Designs. Bei DHL sind es die einfachen Elemente wie die Farben Rot und Gelb, das Logo und die Typografie, die wirklich markenprägend sind. Das Fehlen komplexer Elemente, wie beispielsweise ein Gradient, hat keinen entscheidenden Einfluss auf die Markenwahrnehmung.
Was ist eure Formel für gutes, digitales Design?
Unsere Formel für gutes, digitales Design lautet im Wesentlichen „einfach, flexibel und interaktiv“. Wir streben danach, Designprinzipien zu entwickeln, die leicht verständlich und anpassungsfähig sind. Die Integration von Interaktivität ist ein weiterer wichtiger Aspekt, da sie die Benutzererfahrung bereichert und verschiedene Interaktionsebenen ermöglicht. Insgesamt basiert unser Ansatz darauf, Designs zu schaffen, die nicht nur ästhetisch ansprechend sind, sondern auch praktisch und benutzerfreundlich.
Wir gestaltet ihr Interaktionen entsprechend einer Marke?
Bei der Gestaltung von Interaktionen im Einklang mit einer Marke gehen wir von der interaktiven Perspektive aus. Früher haben wir uns bei der Gestaltung von Printmaterialien Gedanken über Doppelseiten und Layouts gemacht. Jetzt denken wir in Bezug auf Interaktionen eher darüber nach, wie Elemente wie Buttons oder Flächen interaktiv genutzt werden können. Wir analysieren, was passiert, wenn auf verschiedene Elemente geklickt oder gescrollt wird, und versuchen, die Interaktionen nahtlos und benutzerfreundlich zu gestalten. Es gibt keinen festgelegten Prozess, aber wir fragen uns stets, wie wir die Interaktivität in das Gesamtkonzept integrieren können, um eine ansprechende und effektive Benutzererfahrung zu schaffen.
Was ist beim Aufbau eines Modular Design Systems zu beachten?
Beim Aufbau unseres Modular Design Systems berücksichtigen wir sorgfältig, welche Atome, insbesondere interaktive Elemente, benötigt werden. Ähnlich wie im Atomic-Design-Prozess gestalten wir eine Seite und gehen dann zurück zu den Atomen, um daraus Module zu extrahieren. Diese flexible Denkweise ermöglicht es uns, verschiedene Bestandteile miteinander zu verflechten und so ein effektives modulares System zu schaffen.
Ein weiterer zentraler Punkt ist die Beachtung von Details wie WCAG-Kontrasten, um sicherzustellen, dass die gestalteten Elemente gut miteinander harmonieren können. Wir müssen berücksichtigen, dass Farben auf unterschiedlichen Elementen variieren können, und es ist möglich, dass sich die Farbverhältnisse ändern, beispielsweise wenn eine Schriftfarbe plötzlich die Farbe einer Fläche ist. Praktisch betrachtet müssen wir solche Details genau durchdenken.
Zusätzlich nehmen wir spezielle Anforderungen wie den Dark Mode bei der Arbeit für Audi in den Fokus. In einem Dark Mode müssen die Farben und Kontraste anders betrachtet werden. Es ist entscheidend sicherzustellen, dass unser Design auch in solchen Situationen optimal funktioniert.
Wie geht ihr mit neuen Medien um?
In Bezug auf neue Medien sind wir stets aufgeschlossen und aktiv daran interessiert, diese zu erkunden und uns damit auseinanderzusetzen. Ein gutes Beispiel ist unsere Arbeit mit Audi, wo wir nicht nur klassische Webinterfaces gestalten, sondern auch Human-Machine Interfaces (HMI) im Auto berücksichtigen. Durch die Erstellung von Prototypen und Tests stellen wir sicher, dass unser Designsystem auf unterschiedlichen Medien, wie beispielsweise im Auto, reibungslos funktioniert.
Ein weiteres Beispiel ist unser XR Guide bei DHL für Virtual Reality (VR). In dieser Hinsicht haben wir spezielle Guides erstellt, die zeigen, wie Designelemente in der virtuellen Realität aussehen können. Auch hier haben wir Prototypen entwickelt, um die Funktionalität in VR zu überprüfen. Dies zeigt unsere Bereitschaft, sich auf neue Medien einzulassen und innovative Lösungen zu entwickeln.
Insgesamt ist das Interesse an neuen Technologien bei uns sehr groß. Als zum Beispiel der AI-Pin von Humane rauskam war das direkt bei uns in den Slack-Channels. Das macht ein gutes Designsystem aus, dass es dann auch in so einer kleinen Projektion in deiner Hand noch funktionieren kann.
Aber letztendlich wissen wir nicht, ob es wirklich funktioniert. Wir testen es dann und passen das System an. Dafür ist Modular Design ausgelegt.